28.03.20
Manchmal bewegen wir uns als Gesellschaft in einer Art von Normalität, die uns in unserer schnelllebigen Zeit wenig Raum bietet, um sich bewusst durch den Alltag zu bewegen. Wahrzunehmen, wie wir und andere kommunizieren und uns damit fühlen.
Zuweilen sind wir es selbst, die sich eine Sprachart und ein Verhalten angeeignet haben, ohne bewusst wahrzunehmen, wie das auf andere wirkt und ob wir überhaupt so mit anderen sprechen möchten. Wir vergessen dann auch, dass das Verhalten immer einen Preis hat, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind.
Wer kein Bewusstsein über seine eigene bewertende Sprache besitzt und achtsam beobachtet, welche Wirkung das Gesagte auf sein Gegenüber hat, wird es meist zu einem anderen Zeitpunkt in Form einer Distanz oder Ähnlichem in der Beziehung zu diesem Menschen wahrnehmen. Durch die zeitliche Verzögerung wird dann eventuell der ursprüngliche Grund auch nicht in den Zusammenhang gezogen.
Durch Bewertungen und Urteile über den anderen, vermag die urteilende Person beim Gegenüber der Eindruck zu hinterlassen, dass mit dieser etwas nicht stimmt. Zu kurz kommt da das offene Interesse am Gegenüber, das ihn als Mensch betrachtet, als Individuum, das er ist und kein Objekt.
Wir möchten mit dieser Folge uns selbst und andere daran erinnern wieder achtsamer durchs Leben zu schreiten und unserem Gegenüber und uns selbst mit Achtung und Würde zu begegnen.
Übungen:
Literaturtipp
Gerald Hüther und Uli Hauser: Jedes Kind ist hoch begabt*
Songtext von Ruth Bebermeyer: Ich habe noch nie einen faulen Mann gesehen.
Ich habe noch nie einen faulen Mann gesehen;
ich habe schon mal einen Mann gesehen,
der niemals rannte, während ich ihm zusah,
und ich habe schon mal einen Mann gesehen,
der zwischen Mittag- und Abendessen manchmal schlief,
und der vielleicht mal zu Hause blieb an einem Regentag,
aber er war kein fauler Mann.
Bevor du sagst, ich wär’ verrückt, denk’ mal nach, war er ein fauler Mann, oder hat er nur Dinge getan, die wir als „faul” abstempeln?
Ich habe noch nie ein dummes Kind gesehen;
ich habe schon mal ein Kind gesehen,
das hin und wieder etwas gemacht hat, was ich nicht verstand,
oder etwas anders gemacht hat, als ich geplant hatte;
ich habe schon mal ein Kind gesehen, das nicht dieselben Orte kannte wie ich,
aber das war kein dummes Kind.
Bevor du sagst, es wäre dumm, denk’ mal nach, war es ein dummes Kind, oder hat es einfach nur andere Sachen gekannt als du?
Ich habe mich so intensiv wie nur möglich umgesehen,
habe aber nirgendwo einen Koch entdecken können;
ich habe jemanden gesehen, der Zutaten kombiniert hat,
die wir dann gegessen haben.
Jemanden, der den Herd angemacht und aufgepasst hat,
dass das Fleisch auf dem Feuer gar wird.
Das alles habe ich gesehen, aber keinen Koch.
Sag’ mir, wenn du hinschaust, ist das ein Koch, den du siehst, oder siehst du jemanden Dinge tun, die wir kochen nennen?
Was die einen faul nennen, nennen die anderen müde oder gelassen, was die einen dumm nennen, ist für die anderen einfach ein anderes Wissen. Ich bin also zu dem Schluss gekommen, dass es uns allen viel Wirrwarr erspart, wenn wir das, was wir sehen, nicht mit unserer Meinung darüber vermischen. Damit es dir nicht passiert, möchte ich noch sagen: Ich weiß, was ich hier sage, ist nur meine Meinung.
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